Prunkschlitten "Reiher" des Herzogs Eberhard Ludwig von Württemberg 

Datierung :
  • 1700-1710  [Hergestellt]
Autor/Urheber:
  • Johann Georg Brix (1665-1742)
  • Eberhard Ludwig von Württemberg (1676-1733)
Ortsbezüge (Werk):
  • Stuttgart [Hergestellt]
Objekttyp: Schlitten
Weitere Angaben zum Werk: Kasten und Dekor: Lindenholz, gefasst, Boden: Pappelholz, Kufen: Buchenholz [Material/Technik]
H. 230 cm, B. 100 cm, L. 260 cm [Maße]
Literatur:
  • Zur Präsentation der Prunkschlitten im Residenzschloss Urach
    Württembergisches Landesmuseum, Fischer, Fritz (Bearb.) , 2002: Dem Volk zur Schau. Prunkschlitten des Barock. Die Schlittensammlung des Württembergischen Landesmuseums Stuttgart, München, Kat. Nr. 6.
    Kreisel, Heinrich, 1927: Prunkwagen und Schlitten, Leipzig, S. 139, 150, Taf. 43A.
Kurzbeschreibung: Der Schlitten mit dem Reiher auf dem Kufenauslauf unterscheidet sich deutlich von den übrigen Schlitten des Landesmuseums. Ungewöhnlich ist vor allem der Kasten, denn er stellt weder ein Tier dar, noch wird mit seiner Form auf eine Muschel angespielt. Mit dem Schlitten scheint der Reiher, der sich auf den Kastenauslauf gesetzt hat, um sich vom Fahrtwind zausen zu lassen, nichts zu tun zu haben. Der Vogel wirkt wie eine launige Zutat. Durchaus festlich, indes wenig spezifisch für einen Schlitten, wirkt die ornamentale Dekoration mit Akanthusranken. Zwei große Ranken wachsen aus je einer Volute am unteren Rand des Bugs und überspannen - symmetrisch zueinander und die Mitte frei lassend - die seitlichen Teile der Katenfront. Die Mitte ist mit Graten und Bögen ähnlich wie eine Muschelnische dekoriert. Die Art, wie mit dem Ornament die Flächen strukturiert sind, erinnert weniger an die Vorgehensweise eines Bildhauers als vielmehr an die eines Stukkateurs, der vorhandene Architektur zu dekorieren hat. Das Akanthusornament erlebt um 1700 eine Renaissance. In dieser Zeit wird der Schlitten entstanden sein. Damals war Johann Georg Brix als Stukkateur in Stuttgart tätig und erhielt ab 1699 mehrere Aufträge zu Stuckarbeiten im Südturm des Alten Schlosses. Ob der Schlitten ein Werk von Brix ist oder ob der Schlitten zumindest von ihm entworfen wurde, erscheint anhand von Vergleichen mit dem von ihm verzierten Chorherrenstift Wettenhausen wahrscheinlich. Trotz der unterschiedlichen Materialien Stuck und Holz lassen sich insbesondere zu den Stukkaturen im Kaisersaal aus dem Jahr 1694 durchaus Übereinstimmungen feststellen. Wie der Grund des Kaisersaals war auch der Schlittenkasten ursprünglich blau gestrichen. Ein Detailvergleich macht die Zuschreibung des "Reiher"-Schlittens an Brix besonders glaubwürdig. Auf dem Gebälk des Kaisersaals in Wettenhausen stehen Adler, die dem Reiher auf dem Kufenauslauf des Stuttgarter Schlittens geradezu geschwisterlich verwandt sind. Es wäre deshalb denkbar, daß der lediglich aufgrund der Bezeichnung in den Inventaren als Reiher klassifizierte Vogel eigentlich einen Adler darstellen sollte. Ikonographisch würde dieses herrschaftliche Symbol jedenfalls besser zum Thema des Schlittenfahrens passen. [Fritz Fischer]
Zur Präsentation der Prunkschlitten im Residenzschloss Urach
Quelle/Sammlung: Skulptur und Plastik
Kunst- und Kulturgeschichtliche Sammlungen
Prunkschlitten
Identifikatoren/​Sonstige Nummern: WLM 14373 f
Weiter im Partnersystem: https://bawue.museum-digital.de/index.php?t=objekt&oges=3071

Ortsbezüge:
  • Stuttgart
Schlagwörter: Plastik, Figur (Darstellung), Mobilität, Reiher
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